Vorwort.
Bodenständiger Unterricht muß in möglichst erschöpfender Weise
mit der Heimat bekannt machen.
Mit der üblichen Heimatkunde, die diese bedeutsame Aufgabe
kaum anrührt, aufzuräumen, das Wefen eines wirklich heimatkund-
lichen Unterrichts zu beleuchten und Wege zu ihm vorzuschlagen, ist
der Zweck dieser Schrift.
Sie ist als Ergebnis einer längeren Erfahrung entstanden aus
Beobachtungen und Versuchen, die ich im Unterricht, vor allem im
erdkundlichen, während einer mehr als zwanzigjährigen Tätigkeit
gemacht habe.
Die zahlreichen Beispiele sind nicht ausgedacht, sondern erprobt.
Sie sind der wirklichen Schularbeit entnommen, tragen daher
ein örtliches Gepräge, das durch die Eigenart der Verhältnisse in und
bei Herfo^d^ bedingt ist, zeigen aber, wie überall verfahren werden
muß oder kann, falls unser Unterricht bodenständig werden soll.
Wenn die Ansichten, die hier vorgetragen werden, auch nur in
der Hauptsache richtig sind und Zustimmung finden, und wenn, was
das Wichtigste ist, die Anregungen und Forderungen so oder anders
befolgt werden, so wird sich daraus eine nicht geringe Umwälzung
auf dem Schulgebiete ergeben.
Bücher, die sich Heimatkunde nennen, obgleich sie große Gebiete,
z. B. einen ganzen Kreis, wohl auch einen Regierungsbezirk oder
sogar eine Provinz behandeln, können dann nicht mehr erscheinen.
Man muß vielmehr für jeden einzelnen Ort — so außer für
Bielefeld, Minden usw. auch schon für jede Stadt und Ortschaft im
Landkreise Hersord: Bünde, Vlotho, Enger, Löhne, Spenge, Hidden-
hausen, Rödinghausen,Exter, Quernheim, Valdorf,Mennighüffen usw.—
durch gründliche Erforschung der nächsten Umgebung alle bodenständig-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
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Extrahierte Ortsnamen: Bielefeld Minden Hersord Vlotho Rödinghausen Quernheim
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Wir kämen so vielleicht zu einem heimatkundlichen Lesebuche,
das neben andern Seiten auch über unsere heimische Fabrikarbeit, Lesestücke,
die volkswirtschaftlichen und ähnlichen Verhältnisse unserer engsten
Heimat lehrreiche Aufschlüsse gäbe.
Wenigstens aber könnte in unfern Lesebüchern eine große Heimat-
kundliche Abteilung geschaffen werden, die u. a. Lesestücke enthielte wie:
In einer Herforder Zuckerwaren-, Zigarren-, Möbel-, Maschinen-
sabrik usw.;
Ein Besuch in einem Herforder Leinen-, Kolonialwaren-. Etz-
waren-, Eisenwaren-, Bettfederngeschäft usw.;
Das Schuhmacher-, Schneiderhandwerk in Herford usw.;
Unser heimisches Müller- und Bäckergewerbe;
Herforder Kleiderfabriken;
Innungen in Herford;
Unsere Gasanstalt;
Unser Wasserwerk;
Elektrizität in Herford;
Straßen im Stadt- und Landkreis Herford;
Entwässerungsanlagen in Herford;
Gesundheitspflege in Herford;
Unsere Krankenhäuser;
Unsere Gewerbeinspektion;
Kohlenverbrauch in Herford;
Zollwesen in Herford;
Unser Steuerwesen;
Sparkassen in Herford;
Geld- und Bankwesen in Herford usw. usw.
Wie diese Lesestücke beschaffen sein könnten, ist wohl am klarsten
an Beispielen zu erkennen. Ich hoffe, bald davon einige Proben
vorlegen zu können.
Ein heimatkundliches Lesebuch kann nur das Ergebnis längerer
sorgfältiger Untersuchungen der zahlreichen heimischen Verhältnisse
unter Mithilfe vieler Fachleute, der Handwerks- und Handels-
kammer, der Gewerbeinspektion usw. sein.
Zu seinen besten Vorarbeiten und Quellen wären natürlich die
oben gewünschten Einzelhefte über die verschiedenen heimatkundlichen
Stoffe (Heimatbücher) zu rechnen.
Daß die Lesestücke auch die dazu gehörigen geschichtlichen Nach-
richten und andere ergänzende Mitteilungen (Anschlußstoffe) ent-
halten müßten, versteht sich von selbst.
Nolte, Bodenständiger Unterricht. 6
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Vergleich des bodenständigen und des jetzigen
Unterrichts.
Bisher hat man wohl die Bodenständigkeit der Kunst, nicht aber
mit demselben Nachdruck auch die Bodenständigkeit alles Unterrichts
gefordert. Jedenfalls kann von einer allgemeinen Anerkennung dieses
Gedankens noch nicht gesprochen werden. Nicht einmal von einer
heimatkundlichen Färbung unsers jetzigen Unterrichts kann die Rede
sein. Er ist durchweg allgemein gehalten und deshalb auch im
großen und ganzen in allen Schulen gleich.
Ob man in Herford oder Bielefeld, in Königsberg oder Aachen,
in Essen oder Leer, in München oder Köslin, in Saarbrücken oder
Stettin, in Stuttgart oder Zoppot, in Andreasberg oder Hamburg,
in Metz oder Buxtehude, in Nürnberg oder Husum, in Eupen oder
Kiel, in Königshütte, Magdeburg oder Bünde die Schule besucht,
macht keinen Unterschied. Gewiß sind einige Abweichungen vorhanden;
aber groß, wesentlich, auffällig, durch die eigenartigen heimatkundlichen
Verhältnisse hervorgerufen sind diese Verschiedenheiten nicht. Das
wird auf das schlagendste durch die Lehrbücher bewiesen, die überall
gebraucht werden können und gebraucht werden.
Ob ein Lehrer in Herford oder in einem entfernten Orte, viel-
leicht sogar in einer überseeischen Besitzung Deutschlands angestellt
wird — für seine Vorbereitung auf den Unterricht macht das nichts
aus, denn überall wird ja der gleiche Stoff verarbeitet.
Mancher Lehrer muß sofort beim Antritt seines Amtes Heimat-
künde übernehmen. Wie er damit fertig wird, bleibt ihm überlassen.
Daß er als Fremder darin fo gut wie nichts wissen und leisten kann,
ist ja wohl bedenklich, aber schließlich doch Nebensache, wenigstens
nicht entscheidend.
Ein bodenständiger Unterricht würde das ganz unmöglich machen.
Wo wirkliche Heimatkunde getrieben wird, kann und wird darin nur
von solchen Lehrern unterrichtet werden, die sich durch eine eingehende
Beschäftigung mit den heimatlichen Verhältnissen vertraut gemacht und
ein gründliches heimatkundliches Wissen und Können erworben haben.
Die Forderung: „Der Lehrer der Heimatkunde muß der
beste Kenner der Heimat sein!" kann bei bodenständigem
Unterricht nur den Sinn haben: „Jeder Lehrer muß sich
in den heimatkundlichen Stoff einarbeiten und zum min-
desten für sein Fach ein gründlicher Kenner des Schulortes
und seiner Umgebung sein!"
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Hausen: Auswaschungen auf dem steilen Wege. Steine zu einer neuen
Straßendecke: aus den nahen Steinbrüchen, 2,50 M für 1 cbm im
Bruch, Anfahren durch die Landwirte als „Bauerwerken", Kosten für
das Schlagen 1,60 M für 1 cbm. Abschätzen des edm-Jnhalts und
des Preises verschiedener Steinhaufen. Aufstieg zum Nonnenstein.
Nun wieder Blick (Vogelschau) auf Börninghausen, jetzt von Süden
gesehen, und auf den Limberg im Osten. Schönheit der Gegend.
Vergleich der Bergketten und Täler mit den Alpen. Warum im Tale
warm, oben kälter? Eine Tannenschonung am Südabhang des Lim-
bergs sieht aus der Entfernung fast aus wie ein Weinberg. Pflücken
reifer Wald- (Bick-)beeren. Nonnenstein, Sage. Abstieg nach Röding-
Hausen. Blick auf das Hügelland nach Westen und Süden. Schönheit
der Gegend. In der Kirche: Altarbild (Holzschnitzerei), eine alte platt-
deutsche (niederdeutsche) Bibel, eine Altarbibel mit eigenhändiger Wid-
mung unserer Kaiserin, die Kriegergedenktafel mit vielen Orden.
Bahnhof Bieren-Rödinghausen. Stand der Sonne. Rückfahrt mit
der Bahn. Bahnhöfe bis Herford. Ankunft in Herford 6".
Es ist wohl zweckmäßig, eine Reihe weiterer Spaziergänge
wenigstens noch anzudeuten und einen ausführlich darzustellen.
1. Spaziergang: Ortsiekerstr. — Dudel — Quest in Schwarzen-
moor, Egge, Windmühle, Stein- und Mergelgrube auf der
Egge, alte Mindener Straße, Westerhold, Hilgenböker (Sage).
2. Spaziergang: Diebrocker Straße, Fabriken, Ziegelei, in Diebrock
rechts ab den Landweg nach Laar und Oldinghausen, Be-
sichtigung eines Bauernhauses.
3. Spaziergang: Neuer Krug in Ahmsen — Werler Mühle —
Salzuflen: Gradierwerke, Salzgewinnung. Kinderheilanstalten.
4. Spaziergang: Salzufler Straße — Sand- und Tongruben links
und rechts.
5. Spaziergang: Sundern — Eilshausen — Hiddenhausen, Oeting-
hausen und durch die Wiesen zurück.
6. Schweichler Berg—bermbeck—überlandzentrale in Kirchlengern.
7. Spaziergang: Gang durch den Wald zur Loose — Bahnfahrt
bis Exter oder Vlotho — Gang nach Oeynhausen.
8. Spaziergang: Oetinghausen, Steinbeck, Enger, Hücker Moor,
Spenge.
9. Spaziergang: Gang durch den Wald zur Loose (anderer Weg!)
— Wüsten — Bismarckturm bei Schötmar — Hollenhagen —
Walhalla — Salzuflen.
Nolte, Bodenständiger Unterricht. 4
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— 70 —
Jede Einzelfrage müßte gründlich, aber gemeinverständlich in
einem besondern Hefte behandelt werden.
So erhielten wir vielleicht, um die wichtigsten Teile einer wirk-
lichen Heimatkunde zu nennen, etwa folgende Heimatbücher:*)
1. Erdkundliche Stoffe für Herford.
2. Sage und Geschichte von Herford.
(Naturgemäß sind wir in dieser Beziehung schon durch manche
gute Arbeit**) versorgt, aber das, was wir hier wünschen
müssen, fehlt uns noch.)
3. Naturkundliche Stoffe für Herford: Pflanzen- und Tierwelt,
Gesteinskunde.
4. Bürgerkundliche Stoffe für Herford: Gefellfchafts- und Ver-
waltungskunde.
5. Volkswirtschaftliche Stoffe für Herford: Landwirtschaft, Fabrik-
wefen, Handel, Gewerbe, Verkehr (Bahn, Post, Straßen, Geld-
und Bankwesen,Zölle, Anpreisungsanzeigen, Reisende,Fremden-
verkehr in Herford), Steuern.
6. Gerichts-, Polizei- und Gefängniswesen in Herford.
7. Bildungswesen in Herford: Schulen, Kirchen, Vereine.
8. Gesundheits- und Wohlfahrtspflege in Herford: Krankenhäuser
und -kassen, staatliche und sonstige Versicherungen, Armen-,
Waisen- und Jugendpflege, Fürsorgeerziehung, Erholungs-
Heime, Heilstätten usw.
9. Volkskundliche Stoffe: Namen (Vor-, Familien-, Platz-,
Straßen-, Orts- und andere Namen in und bei Herford),
bemerkenswerte Häufer und Kirchen, Inschriften, Museum,
Kleidung, Beschäftigung, Sitten, Gebräuche, Volksfeste, Aber-
glaube, Sprache, Redensarten, Kinderreime, Lied, Gesang,
Religion u. a. der Bewohner.
Es muß natürlich den einzelnen Verfassern überlassen bleiben,
welche Fragen sie behandeln wollen und in welchem Umfange.
Wahrscheinlich würde manche Einzelarbeit so eingehend und groß
werden, daß sie allein ein Hest füllte, z. B. über die Vogelwelt, die
Pilze, die Tiere und Pflanzen in unfern Teichen, Gräben und Flüssen,
*) Derartige Heimatbücher sind natürlich für jeden Ort notwendig,
wo man bodenständigen Unterricht geben will.
**) Vgl. I. Normann, Herforder Chronik (siehe dort die Literatur,
S. Ix—xii).
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über einzelne Zweige unsers heimischen Gewerbfleißes, wie Wäsche-,
Zuckerwaren-, Möbel-, Zigarrenfabriken usw.,
oder über das Gerichts-, Schul-, Kirchenwesen usw.
So kann heute gar nicht angegeben werden, wie viele und welche
heimatkundlichen Einzelhefte erscheinen müßten.
Eine gewisse Einheitlichkeit ließe sich vielleicht dadurch herstellen,
daß sie alle von einem Herausgeber, in demselben Verlage, in mög-
lichst gleicher Ausstattung und zu ungefähr demselben Preise er-
schienen, etwa wie die Hefte „Aus Natur und Geisteswelt" oder
ähnliche Buchreihen.
Freilich werden sich diese Heimatbücher nur langsam einfinden.
Es wäre sehr zu wünschen, daß sich geeignete Fachleute in
Herford selbst zu solcher Arbeit entschließen möchten, und daß uns
Studierende, insbesondere der Volkswirtschaft, Naturgeschichte, Volks-
künde usw., Beiträge*) lieferten.
Jede Hilfe, von welcher Seite sie auch kommen mag, bringt
uns einen wichtigen Schritt weiter, und was wir nicht im nächsten
Jahre erreichen, erhoffen wir vom folgenden usw.
So aber würden wir wohl zu einer gründlichen und erschöpfenden
Heimatkunde für Herford kommen können.
Man sieht, daß hier unter Heimatkunde etwas andres ver-
standen wird als bisher. künde.
Als Stoffe der Heimatkunde behandelte und behandelt man wohl
noch immer nicht nur den Heimatort mit seiner nächsten Umgebung,
sondern mindestens auch noch den Heimatkreis, vielleicht auch den
Regierungsbezirk und wohl sogar noch die Heimatprovinz.
Das ist der Ausdehnung nach viel zu viel.
Anderseits aber ist der Begriffsinhalt viel zu beschränkt. Denn
man bespricht im großen und ganzen nur die Berge. Flüsse, Orte.
Bewohner und ihre Beschäftigung, Sage und Geschichte dieser sog.
Heimat.
*) Vgl. 1. Festschrift zur Erinnerung an die dreihundertjährige Zugehörig-
keit der Grafschaft Ravensberg zum brandenburgisch-preußischen
Staate. Velhagen & Klasing, Bielefeld und Leipzig.
2. Eduard Schoneweg: Flachsbau und Garnspinnerei in Sitte,
Sprache und Anschauung des Ravensbergers. 25. Jahresbericht
des Historischen Vereins zu Bielefeld.
3. Dr. Frd. Schwagmeier: Der Lautstand der Ravensbergischen
Mundart von Hiddenhausen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
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Extrahierte Personennamen: Eduard_Schoneweg Eduard Schwagmeier
— 5 —
die Flüsse und Flußarme in Herford: Name, Trennung, Ver-
einigung, Flußbrücken;
Quelle, Lauf, Richtung und Mündung der heimatlichen Flüsse,
Orte daran;
die Gliederung in Ober-, Mittel- und Unterlauf;
Namen, Lage und Richtung der Berge und Gebirge in Herfords
Umgebung und in Minden-Ravensberg mit ihren wichtigsten
Punkten: Denkmälern, Türmen, Burgen und Pässen;
was unter Gesichtskreis zu verstehen, wann er weit oder eng sei;
wir erzählen an den betreffenden Stellen aus Sage und Geschichte
der Heimat;
nennen und unterscheiden Städte, Dörfer und Landgemeinden
in der Nachbarschaft;
merken, daß eine Landgemeinde von einem Vorsteher verwaltet
wird, an der Spitze eines Amtes der Amtmann, eines Land-
kreises der Landrat, einer Stadt der Bürgermeister steht, und
fügen gleich die Reihe: Regierungsbezirk — Regierungs-
präsident, Provinz — Oberprästdent, Staat — Herrscher (König)
und Reich — Kaiser hinzu;
lassen die Landgemeinden des Amtes Hersord-Hiddenhausen, die
Ämter des Kreises Herford und als Fortsetzung die Kreise
von Minden, die Regierungsbezirke von Westfalen,
die Provinzen des Staates und die Staaten des Deutschen Reiches
mit den wichtigsten Hauptstädten nach Lage und Größe — un-
gefähr im Vergleich zu Herford — angeben;
man behandelt das Bahnnetz — die bedeutendsten Linien und Orte
daran —und die wichtigsten sonstigen Verkehrswege der Heimat:
endlich wird auch von den Bewohnern unserer Gegend, von
ihrer Beschäftigung mit Landwirtschaft und Viehzucht, im
Fabrikwesen, mit Handel und Gewerbe, und von ihrer Religion
gesprochen.
In dieser oder ähnlicher Weise bemüht man sich, die Schüler
möglichst gut mit der Heimat bekannt zu machen und in Anlehnung
an die nächste Umgebung zugleich auch Grundbegriffe der allgemeinen
Erdkunde zu vermitteln.
Die Merkmale dieser Behandlung der Heimatkunde sind folgende: ^^kmale
1. Der Unterricht findet in der Hauptsache, wenn nicht fast aus- rtchtsart.
schließlich, im Klassenzimmer statt. Vereinzelt wird wohl
auch ein heimatkundlicher Spaziergang gemacht.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
— 35 —
Gärtnerische Anlage gegenüber dem Akzisehaus. Kleinbahnhof. —
Bergertorkolk als Hafenanlage: Kai, Pflöcke, Geleise, Wasserfall. An-
geschwemmte Steine, Sand, Jnselbildung, Besamung durch den Wind,
Ausnutzung der abgelagerten Steine usw., jetzt zur Herstellung von
Rohren für die Entwässerungsanlagen. Bachstelze. Entennest. Baum-
arten. Landzunge. Verstopfung des Auswegs durch das Wasser
selbst, Durchbruch der Landzunge, Ausbesserung. Richtung des Werre-
laufes vom Kolk abwärts. Park des Schützenhofes: Wege, Rasen-
beete, Gesträuch, Bäume, Teich, Bänke. — Luttenberg: Fuß, Abhang,
Spitze des Bergkegels. — Spiel. — Übungen in der Bestimmung der
Himmelsrichtung: Lage von Bielefeld, Salzuflen, Enger, Bünde, Löhne,
Oeynhausen, Vlotho, Stukenberg mit Bismarckturm. Hermanns-
denkmal, Sparrenburg, Hünenburg, Brauerei, Gefängnis, Bahnhof,
Kirchen, Schulen, Verlauf der Bahnen, der Flüsse. Scheitelpunkt,
Gesichtskreis, heute weit! Bäume auf dem Luttenberge. Erzählung
der Visionssage. (Da kein Schlüssel zu bekommen war, konnten wir
leider nicht in die Kirche kommen, wo wir den Baumstamm in dem
Altar und das Bild: „Isaaks Opferung" betrachten wollten.)
6. Spaziergang: Besuch des städtischen Museums in zwei
Gruppen unter Führung des Museumspflegers Rektor Normann,
und des Museumsdieners Schuhmacher Schwarze.
7. Spaziergang: Stand der Sonne. Milcherbrücke. Beob-
achtung des fließenden Wassers; Laufrichtung. „Oberhalb", „unter-
halb", „rechtes", „linkes" Ufer. Uferschutz durch die Wurzeln der
Bäume und Büsche und künstlich durch Pfähle. Unterwaschene Ufer,
ihre Abbröckelung; schiefe Stellung einiger Bäume. Nistgelegenheit
für Vögel und Wasserhühner im Schilf. Krümmungen und Schlingen
des Werrelaufes. Art der Ufer. Möglichkeit der Schiffahrt, tiefes
Wasser. Angeschwemmte Sand- und Schlammhaufen an den inneren
Bogenseiten; gegenüberliegendes Ufer; tiefste Wasserstelle, stärkste
Wasserkraft; Vergrößerung der Flußschlingen. Entstehung des Sandes;
wie er dort hinkam. Der Fluß als Sand- und Schlammerzeuger
und als Frachtfuhrmann: Lagerstellen; Absender der Fracht: Fluß-
sohle, Ufer, benachbartes Gelände; Empfänger: Meer. Menge der
fortgeschwemmten Stoffe. Aufsuchen abgerundeter Steine als Beweis
für die Arbeit des Wassers; kürzerer oder längerer Aufenthalt der
Steine im Wasser, nach dem Grade der Abschleisung bestimmt. An-
sertigung eines Hochbildes von der Gegend zwischen Bielefeld und
Oeynhausen, Mittelpunkt = Herford, zunächst im Maßstab 1:10000,
3*
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
— 50 —
10. Spaziergang: Bahnfahrt bis Brake — Marsch nach Schildesche
— Wiesental — Johannisbach — Viadukt — Zusammenfluß
von Johannisbach und Lutter in Milse.
11. Spaziergang: Bahnfahrt nach Bielefeld — Marsch nach dem
Johannisberg — Kahlenberg — Volkssternwarte—hünenburg.
12. Spaziergang: Bahnfahrt nach Bielefeld: Marsch durch die
Siekersche Schweiz — Stiller Frieden — Eiserner Anton —
Sanatorium; Bethel.
13. Spaziergang: Bahnfahrt nach Oeynhausen — Kurpark — Gra-
dierwerke — Salzgewinnung — Siel — Werremündung —
Werder, Weserhütte.
14. Spaziergang: Bahnfahrt bis Bielefeld: Marsch über den Teuto-
burgerwald — bis Halle.
15. Spaziergang: Bahnfahrt bis Bielefeld: Marsch über den Teuto-
burgerwald bis Oerlinghausen.
16. Spaziergang: Bahnfahrt bis Halle, Marsch zur Ravensburg,
Dissen-Rothenfelde.
17. Spaziergang: Bahnfahrt nach Lemgo — gleich Soest stark mittel-
alterliche Stadt! Schloß Sternberg.
18. Spaziergang: Bahnfahrt nach Nienhagen: Marsch nach Donoper-
teich — Lopshorn — Hartröhren — Hermannsdenkmal.
19. Spaziergang: Bahnfahrt nach Detmold, Marsch nach dem
Hermannsdenkmal, Wiggengründe, Johannaberg — Berlebeck.
20. Spaziergang: Bahnfahrt nach Detmold, Marsch über Berlebeck
nach den Externsteinen — Horn (alte Rüstungen der Schwer-
tierer!).
21. Spaziergang: Bahnfahrt nach Leopoldstal— Marsch: Velmerstot,
Silbermühle — Externsteine.
22. Spaziergang: Rinteln — Eilsen — Bückeburg.
23. Spaziergang: Melle — Dietrichsburg.
24. Spaziergang: Dissen — Rothenfelde — Iburg — Georgs-
marienhütte — Osnabrück.
25. Spaziergang: Porta — Bad Nammen, Minden, Wefer, Kanal.
Diese Reihe, die sich noch verlängern ließe, mag genügen.
Ausführliche Darstellung eines Spazierganges.
Sonnabend, 21. Oktober 1911. 45 Schüler der 6. Klasse. 2—6 Uhr.
Lübbertorwall: Stand der Sonne. Gesichtskreis. Bäume: Arten, Stamm,
Rinde, Blätter, Herbstfärbung. Kleine künstliche Wasserfälle in der Werre:
Wasserfälle als Hindernis für die Schiffahrt. — Tiefer Wasserstand;
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
— 58 —
Homberg als einzelner Berg: Spitze. Hochebene, steile und schräge
Abhänge, Fuß; Tiefebene, Hügelland. Schönheit der Aussicht. —
Höhenzug des Wesergebirges: Kamm, Rücken, Einsenkungen, Er-
höhungen, Sättel, Pässe, Quertäler darin. — Wo sind noch Höhen-
züge zu sehen? Schweichler Berg, Stukenberg, Teutoburgerwald im
Westen, Osten und Süden. Wieder Kamm, Rücken, Einsenkungen usw.
darin. — Bergkuppen des Hombergs und der Egge. — Hügelland
zwischen Herford und Vlotho. — Schönheit des Ravensberger Landes.
Wo liegt der Bismarckturm, der Bornstapel,*) der Winterberg, Vlotho,
das Hermannsdenkmal, Detmold, Oerlinghausen, Bielefeld, die Hünen-
bürg, die Dietrichsburg bei Melle, Bünde, Lübbecke, Bergkirchen, Minden?
Zeigen und Angabe der Himmelsrichtung. Überblick über die Ravens-
berger Mulde. — Lage von Salzuflen, Jöllenbeck, Enger. — Blick auf
den Lauf der Werre: blinkendes Silberband, auch an den Bäumen
der Ufer ungefähr zu verfolgen. Eifenbahnbrücke über die Werre in
Schweicheln. — Wo ist die Quelle und die Mündung der Werre?
Weser? Aa? des Johannisbaches? der Lutter? der Else? Stand der
Sonne. Abstieg an der westlichen Seite des Hombergs. Beachtung
des tiefen „Depen"-Tales zwischen Homberg, Mindener- und Eimter-
Straße. —Fabrikschornsteine: Fabriken in Herford. Industrie, Land-
Wirtschaft. — Kirchen, Schulen. — Lage des Bahnhofs. — Nach-
bemerkung: Dieser Spaziergang konnte aus verschiedenen Gründen nicht
schon früher ausgeführt werden. Er wird am besten im Sommer oder
früh im Herbst gemacht, damit man mehr Zeit hat, um nötigenfalls
bei Einzelheiten länger verweilen zu können. Bedingung: Fernsicht. —
Manche Beobachtungen waren von denselben Schülern schon bei früheren
Ausgängen gemacht, bei diesem Spaziergang also Wiederholungen.
Aufgabe der heimatkundlichen Spaziergänge.
Die heimatkundlichen Spaziergänge lassen eine Zahl erdkundlicher
Grundbegriffe in der Natur selbst gewinnen, geben auch sonst zu viel-
fachen heimatkundlichen Beobachtungen, zu Mitteilungen aus Sage und
Geschichte der Heimat Veranlassung, lehren Dinge, Zustände, Vorgänge
und Veränderungen in der Natur beachten und beobachten, bringen die
Schüler an die meisten wichtigen Punkte der Heimat, machen auf ihre
wirtschaftlichen Verhältnisse, das mannigfaltige, blühende Fabrikwesen
und die Landwirtschaft aufmerksam, vermitteln so auf Grund eigener
Anschauung eine gewisse Bekanntschaft mit der engsten Heimat und
wollen durch das alles nicht zuletzt auch die Liebe zur Heimat pflegen.
*) Manche sagen und schreiben nicht Born-, sondern Bonstapel.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]